8. Schleswiger Büchernacht am 23.06.2018
Ganz ohne Toni Kroos kam auch die Büchernacht nicht aus
Kontrastprogramm zur Fußball-WM lockte rund 150 Besucher in die Stadtbibliothek
„Dieser Abend ist spannend und entspannend“, freute sich Erdmute Müller-Liebe über die achte Büchernacht des Büchereifördervereins Alibris. „Die musikalische Untermalung hebt die ganze Atmosphäre auf eine andere Ebene. Ich bereue es absolut nicht, heute hergekommen zu sein“, erklärte die frisch Zugezogene, während zahlreiche andere Schleswiger gerade vor dem Fernseher mit der Fußball-Nationalmannschaft mitfieberten, die ihr WM-Spiel gegen Schweden bestritt.
„In 80 Büchern um die Welt“ war der Titel des Kontrastprogramms in der Stadtbücherei, organisiert vom Förderverein Alibris. Von 18 bis 24 Uhr konnten sich Büchernarren über Lesungen zum Thema Reisen freuen. „Beim Aufbau denkt man meist nicht, dass man 100 Stühle brauchen wird, aber am Ende wird es doch immer knapp“, sagte Susanne Pertiet, zweite Vorsitzende von Alibris. „Zum Glück wissen wir, wo noch Hocker stehen“, fügte Pertiet angesichts des Besucherandrangs hinzu.
Im Laufe der sechsstündigen Veranstaltung kamen und gingen rund 150 Besucher. Nicht alle von ihnen lebten völlig Fußball-abstinent. „Sicher hat jemand eine App, die den Spielstand anzeigen kann“, hoffte Anke Carstens-Richter, die Vorsitzende von Alibris, und als dann in der Nachspielzeit Toni Kross das erlösende 2:1 schoss, ging ein freudiges Raunen durch die Reihen.
Zu Gast waren auch diesmal wieder bekannte Gesichter aus dem literarischen Bereich. Erwin Brunner, ehemaliger Chefredakteur von National Geographic Deutschland, lernte den Verein Alibris bei einer der Ausstellungseröffnungen mit Fotografien des internationalen Reisemagazins im Stadtmuseum kennen. So freute er sich darüber, das Buch „Die Entdeckung der Dolomiten“ in einer Lesung vorstellen zu können. „Die Dolomiten wurden bekannt durch dieses Buch, dass zuerst 1864 veröffentlicht wurde. Die deutsche Übersetzung war leider nicht gut gelungen und so war es mir eine Herzensangelegenheit, dies selbst in die Hand zu nehmen“, erklärte Brammer seine Arbeit, die von Pertiet illustriert wurde.
Die Besucher hatten die Möglichkeit, bei einem kleinen Stand der Buchhandlung Schröder ein Exemplar zu erwerben und es danach gleich signieren zu lassen. Ebenso freute sich der Autor, Fragen dazu zu beantworten.
Eine Neuheit dieser Büchernacht war die musikalische Begleitung. Stephan Breith, bekannt für seine Konzerte in der Dreifaltigkeitskirche, hatte jeden der elf Leser durch ein kurzes Intro dem Publikum vorgestellt. „Jedes Stück passt auf gewisse Weise zu dem danach auftretenden Vorleser“, betonte er.
So spielte er zum Beispiel ein jüdisches Lied, bevor Landestheater-Generalintendant Peter Grisebach die Geschichte „Der Direktor“ des israelischen Satirikers Ephraim Kishon vortrug. „Ich habe diese Kurzgeschichte gewählt, weil sie nicht nur zum Thema des Abends passt“, sagte Grisebach in Anspielung auf die inzwischen seit sieben Jahren laufende Diskussion um einen Theater-Neubau für die Stadt. „Genau wie bei Kishon muss man einiges in Schleswig etwas satirisch sehen“, meinte der Intendant.
Autor/in: Melina Jensen
Quelle: Schleswiger Nachrichten